Pferd impfen vom Pferdetierarzt

Pferd richtig impfen und schützen

Welche Impfungen beim Pferd sind wichtig oder sogar notwendig?

Dr. med. vet. Teresa Beyer alles zum Thema Pferd impfen

Neben der pferdegerechten Fütterung und Haltung ist die Gesunderhaltung durch präventive Maßnahmen wichtig. Sowohl für das Wohlergehen als auch für die Leistungsbereitschaft des Pferdes. In wenigen Einzelfällen findet man heute noch konstante Pferdebestände. Stattdessen wird der Stall oder die Herde für Turniere, Ausritte, Training etc. verlassen und oft trifft man dabei auch auf andere Pferde. Dadurch ist das Immunsystem unterschiedlichen Belastungen ausgesetzt und die Potenzialität für die Aufnahme und Verbreitung von Krankheitserregern steigt. Eine Möglichkeit das eigene, wie auch andere Pferde vor Ansteckungen zu schützen ist die Impfung.

Was passiert bei der Impfung?

Pferdegesundheit | Pferd impfen lassen

Wie alle Säugetiere haben Pferde ein Immunsystem, das den Körper vor eindringenden Krankheitserregern schützt. Ganz allgemein gibt es eine unspezifische und spezifische Immunantwort, die durch Bildung von Abwehrzellen und von speziellen Gedächtniszellen erreicht wird – auch Monate oder Jahre nach einer durchgemachten Infektion. Auf diesem Grundprinzip beruht die Impfung. Das Immunsystem kann durch die Impfung mit abgeschwächten, abgetöteten oder Teilen von Krankheitserregern trainiert werden. Dies ermöglicht ganz spezifische Antikörper zu bilden, um dann im Krankheitsfall sofort reagieren zu können und Schutz zu gewährleisten bzw. den Krankheitsverlauf zu mildern und die Dauer zu verkürzen.

Pferd impfen lassen – alles rund um die Grundimmunisierung

Wichtig für die Wirkung der Impfung ist die korrekt durchgeführte Grundimmunisierung. Abhängig von der Krankheit, gegen die geimpft wird und den Herstellerangaben des Impfstoffes besteht die Grundimmunisierung meist aus 3 Impfungen. Danach wird nach FEI Reglement bzw. Herstellerangaben geboostert. Fohlen sollten vor dem 6. Lebensmonat keine aktive Immunisierung erhalten.

Die aktuell wichtigsten Pferdeimpfungen und Impfschemen im Überblick:

  • Tetanus
  • Influenza
  • Herpes
  • (West Nile Virus)
TetanusInfluenzaHerpesWest Nile Virus
GrundimmunisierungErste Impfung im Alter von 6 Monaten

Zweite Impfung 4 bis 6 Wochen nach erster Impfung

Dritte Impfung 12 bis 14 Monate nach zweiter Impfung
Erste Impfung im Alter von 6 Monaten

Zweite Impfung 4 bis 6 Wochen nach erster Impfung

Dritte Impfung 5 bis 6 Monate nach zweiter Impfung
Erste Impfung im Alter von 6 Monaten

Zweite Impfung 4 bis 6 Wochen nach erster Impfung

Dritte Impfung 5 bis 6 Monate nach zweiter Impfung
Erste Impfung im Alter von 6 Monaten

Zweite Impfung 3 bis 5 Wochen nach erster Impfung
AuffrischungsimpfungWiederholungsimpfungen im Abstand von 2-3 JahrenWiederholungsimpfungen im Abstand von 6 MonatenWiederholungsimpfungen im Abstand von 6 MonatenWiederholungsimpfungen im Abstand von 6 Monaten
Grundimmunisierung & Auffrischungsimpfung

Impfung Zuchtstute

Vor der Belegung sollten die Zuchtstuten korrekt gegen Tetanus, Influenza und Herpes geimpft werden. Denn über die erste Milch (Kolostrum) werden dem Fohlen lebenswichtige Antikörper zugeführt. Die Auffrischungsimpfung gegen Influenza sollte bei der trächtigen Stute im halbjährlichen Rhythmus beibehalten werden. Allerdings sollte in den ersten 3 Trächtigkeitsmonaten sowie 4 Wochen vor dem Geburtstermin keine Impfungen verabreicht werden.

Die Herpes-Impfung nimmt ein gesondertes Impfschema während der Trächtigkeit ein: Lebendvakzine gegen EHV-1:
Impfung im 4. bis 5. Monat der Trächtigkeit und Impfung im 8. Monat der Trächtigkeit
oder inaktivierte Vakzine gegen EHV-1+4: Impfung im 5./7. Und 9. Monat der Trächtigkeit

Ob eine Stute als Spender- oder Empfängerstute infrage kommt, muss im Vorfeld durch eine gynäkologische Untersuchung abgeklärt werden. Die Voraussetzungen für einen erfolgreichen ET sind die Fruchtbarkeit von Spender- bzw. Empfängerstute sowie die Qualität des Hengstsamens der zur Besamung eingesetzt wird.

Tetanus

Tetanus, auch Wundstarrkrampf genannt, wird durch das Bakterium Clostridium tetani verursacht. Die Sporen dieser Bakterien kommen überall in den Böden vor und gelangen über Wunden in den Organismus. Dort bilden sie Toxine, die die muskelsteuernden Nervenzellen angreifen und häufig zum Tod führen. Der einzige Schutz vor dieser Erkrankung bietet die Impfung. Sein Pferd nicht gegen Tetanus zu impfen ist in meinen Augen unverantwortlich!

Nach der Grundimmunisierung sollte die Impfung aller 2-3 Jahre aufgefrischt werden, oder der Antikörperstatus im Blut kontrolliert werden. Ist der Impfstatus des Pferdes unbekannt, sollte ein Tetanus-Antitoxin verabreicht werden und mit der Grundimmunisierung gestartet werden. Die passive Impfung bietet Schutz für 2-3Wochen.

Influenza

Die Pferdegrippe ist eine hoch ansteckende Viruserkrankung der Atemwege. Symptome sind hohes Fieber, starker Husten, geschwollene Lymphknoten und Nasenausfluss. Darüber hinaus können Influenzaviren ihre immunogenen Eigenschaften ändern und mutieren. Daher werden die Virusstämme in den Impfungen regelmäßig abgeglichen und ausgetauscht.

Alle Turnierpferde müssen gegen Influenza geimpft sein. Nach korrekter Grundimmunisierung müssen die Auffrischungsimpfungen aller 6 Monaten wiederholt werden.

Herpes

Equine Herpesviren kommen überall in der Welt vor. Im Zusammenhang mit dem Thema Impfen ist vor allem das Herpesvirus 1 relevant (EHV1). Ist ein Pferd einmal mit dem Virus infiziert, bleibt es persistent infiziert und ist somit ein Virusträger. Kommt es zu Stresssituationen (Stallwechsel, Turnierstarts, Veränderungen in der Herde) kann die Erkrankung reaktiviert werden und das Virus wird in großen Mengen ausgeschieden. Somit besteht Ansteckungsgefahr für andere Tiere.

Das equine Herpesvirus kann zu Aborten oder Frühgeburten lebensschwacher Fohlen führen, darüber hinaus aber auch zu fiebrigen Atemwegserkrankungen, oder noch dramatischer, eine neurologische Verlaufsform annehmen. Betroffene Pferde zeigen Bewegungsstörungen bis hin zur Lähmung der Hinterhand. Auch der Harn- und Kotabsatz kann eingeschränkt sein. Kommt es zum Festliegen, ist die Prognose meist infaust und das Tier muss erlöst werden.

Für die Immunisierung gegen das Herpesvirus ist wichtig zu wissen, dass im Gegensatz zur Influenza- und Tetanusimpfung, das Einzeltier durch eine Impfung nicht sicher gegen die Erkrankung geschützt werden kann. Viel mehr geht es darum, die Viruslast zu senken. Denn jedes geimpfte Pferd scheidet deutlicher weniger Virus aus und ist damit auch weniger Belastung für jedes andere Pferd. Ist der gesamte Pferdebestand geimpft, sinkt laut Studien die Abortrate und die Verläufe der Atemwegsform sind deutlich milder.

Wichtiger Hinweis zum Thema Pferd impfen lassen: Ab 01.01.2023 besteht in Deutschland eine Impfpflicht gegen EHV-1 für Turnierpferde.

Pferdetierärztin Dr. med. vet. Teresa Beyer

Wie kann ich Ihnen helfen?

Schreiben Sie mir eine kurze Nachricht oder rufen Sie mich an.


Sharing is caring
Folgen Sie mir auch auf Instagram & Facebook und teilen Sie wichtige Inhalte mit Ihrer Community


Lesen Sie hier weitere Beiträge

Pferde-Entwurmung

Pferde-Entwurmung

Das Parasitenmanagement unserer domestizierten Hauspferde ist ein ernstzunehmendes Thema. Der Infektionsdruck steigt, da Pferde auf…
Weiterlesen
West-Nil-Virus Impfung

West-Nil-Virus (WNV)

Das aus verschiedenen südlichen Gebieten wie Afrika, Israel, Mittlerer Osten, Indien und Mittelamerika stammende Virus…
Weiterlesen